Schöne, gesunde Zähne sind wie eine Visitenkarte. Um sie in Bestform zu halten, ist tägliche Pflege Pflicht. Doch Zähneputzen allein reicht nicht aus, um wirkliche alle Flächen der Zähne und das Zahnfleisch optimal zu reinigen. Inwieweit Mundduschen, auch Water-Flosser genannt, dabei helfen, für wen sie besonders geeignet sind und wie sie im Vergleich zu Zahnseide und Interdentalbürstchen abschneiden, liest du hier.
Was ist ein Water-Flosser?
Ein Water-Flosser, auch Munddusche genannt, ist ein Zahnreinigungs-Tool, das mit pulsierenden Wasserstößen die Zahnzwischenräume reinigt. Der Wasserdruck zerstört dabei den Biofilm und spült Speisereste aus.
"Studien belegen, dass der Wasserstrahl eines Water-Flossers tatsächlich schädliche Biofilme aufreißen und entfernen kann", sagt sagt Dentalhygienikerin und Mundhygienecouch Birgit Hühn, "Ein Water-Flosser ersetzt jedoch nicht die Reinigung der Zähne mit Zahnbürste und Interdentalbürstchen, sondern wird immer nur ergänzend zur Zahnreinigung eingesetzt."
Welche Vorteile hat ein Water-Flosser?
Neben der Reinigung der Zahnzwischenräume führt der pulsierende Wasserstrahl auch zu einer Kompression und Dekompression des Zahnfleischgewebes, was die Entfernung Bakterien und Verunreinigungen des Zahnfleischsaumes erleichtert, wo sich besonders leicht Bakterien festsetzen und schwerer entfernen lassen. Birgit Hühn: "Es fühlt sich an wie eine Massage für das Zahnfleisch, was dazu beiträgt, die Durchblutung zu verbessern und Entzündungen zu verringern."
Doch Vorsicht: Wer bereits an einer Parodontitis leidet und parodontale Taschen hat, sollte vorsichtig sein und keinesfalls mit einem zu starken Wasserstrahl einsetzen.
Für wen sind Mundduschen besonders geeignet?
"Es gibt kein besseres Hilfsmittel für Patienten mit kieferorthopädischen Apparaturen als einen Water-Flosser, belegt eine Studie", sagt Birgit Hühn. Diese Studie wurde mit Jugendlichen durchgeführt, die den Water-Flosser täglich benutzten und die spezielle kieferorthopädische Spitze einsetzten. Das Ergebnis zeigte, dass der Water-Flosser 5-mal wirksamer als Bürsten allein war und 3-mal wirksamer als Bürsten und Zahnseide.
Auch Menschen mit Implantaten im Mund profitieren: Für eine an der Tufts University in Boston (USA) durchgeführte Studie benutzten Probanden die Munddusche mit dem Plaque-Seeker-Aufsatz. Wer ein Implantat im Mund trägt, weiß, dass die Reinigung eine Herausforderung sein kann: Schleimhautentzündungen, Mukositis, und im fortgeschrittenen Stadium Periimplantitis genannt, sind häufig. Die Studien-Ergebnisse zeigten, dass die Munddusche in der Reduktion von Blutungen um Implantate herum doppelt so wirksam war wie Zahnseide.
Worin unterscheiden sich Water-Flosser?
Es gibt unterschiedliche Modelle: elektrische Water-Flosser als Standgeräte, kabellose Handgeräte, ohne und mit unterschiedlich einstellbaren Wasserstoß-Intensitäten, oder auch mechanische, die durch den Druck auf eine elastische Flasche Wasserstöße auslöst. Einige bieten zusätzliche Aufsätze, z.B. Zungenreiniger und Sprühvorrichtungen speziell für Implantate. Beispiele:
Kablelose Modelle wie der Aqua Flosser von Waterpick (2 Druckeinstellungen), Aquasonic (3 Modi) oder Wondersmile (4 Modi) sind aufgrund der integrierten Wassertanks im Griffbereich breiter als elektrische Zahnbürsten und liegen deshalb erst einmal seltsam in der Hand, aber man gewöhnt sich schnell daran.
Bei stationären Water-Flossern sind die filigranen Handstücke per Kabel mit den in der Regel größeren Wassertanks verbunden, wodurch längere Reinigungen ohne Wasser-Nachladen möglich sind. Modelle wie der Sonicare Power Flosser von Philips oder die feststehende Munddusche von Waterpik (mit integriertem Timer!) verfügen oft auch über mehr Intensitätsstufen.
Kabellose Mini Mundduschen mit Teleskop-Wassertank für die Reise gibt es z.B. von Geediar mit 5 Ersatzdüsen (sogar eine für eine Nasendusche) oder von Synohope, auch sie liefert zusätzlich Düsen speziell für Zahnklammer- und Zungen-Reinigung.
Bevor du dich für ein Gerät entscheidest, solltest du darauf achten, dass das Modell auch über die für deine Bedürfnisse richtigen Aufsätze verfügt, also z.B. einen speziellen Aufsatz für die Reinigung von Retainern bzw. festsitzenden Zahnklammern.
Wie wende ich eine Munddusche richtig an?
Als Erstes füllst du warmes Wasser in den Wassertank. Für eine antibakterielle Wirkung fügst du ein paar Tropfen Mundwasser (z.B. ätherische Öle oder CHX) hinzu. "Beginne mit der niedrigsten Druck-Einstellung und steigere langsam den Druck", rät Birgit Hühn. Am besten platzierst du erst den Düsenaufsatz oder Bürstenkopf im Mund und beugst dich dann über das Waschbecken.
Ganz wichtig zum Schluss ist die Reinigung des Wassertanks, damit es zu keiner Verkeimung der Schläuche kommt.
Ist ein Water-Flosser so gut wie Zahnseide oder Interdentalbürsten?
Interdentalbürstchen (z.B. von curaprox oder TePe) reinigen dann besonders gut, wenn die richtige Größe entsprechend dem Zahnzwischenraum vermessen wurde. Hühn: "Individuell, am besten zusammen mit einer Dentalhygienikerin ausgemessene und in der Praxis ausprobierte Bürstchen, wären optimal."
Bei der Zahnseide braucht es ein wenig Übung und Fingerfertigkeit, um die Zahnzwischenräume, Bereiche unter Brücken und um feste Zahnklammern oder Implantate herum zu erreichen. Auch besteht eine Verletzungsgefahr.
Zahnseide ist zudem an den Backenzähnen nicht effektiv. Letztere, so die Expertin, reinigt lediglich die direkten Kontaktpunkte gut, erreicht aber viele Zahnregionen nicht. "Mechanische Reinigung ist immer effektiver, als nur ein pulsierender Wasserstrahl", sagt Birgit Hühn, "Um das meinen Patienten zu veranschaulichen, vergleiche ich den Prozess gern mit dem Reinigen von Autofelgen. Jedem ist klar, dass diese mit einem Mikrofasertuch abgerieben werden müssen, damit eine gute Reinigung gelingt. Nur ein Wasserstrahl reicht nicht aus."
Dentalhygienikerin Birgit Hühn empfiehlt für die Zahnzwischenraum-Reinigung zu Hause jedoch eindeutig Interdentalbürstchen statt Water-Flosser oder Zahnseide: "Der Goldstandard sind Interdentalbürstchen, die effektiv und atraumatisch die Zwischenräume optimal reinigen bzw. den Biofilm durchwirbeln, damit die Kommunikation der Bakterien gestört wird und somit ein Entzündungsgeschehen ausgeschlossen werden kann." Wichtig ist, so die Expertin, dass die Bürstchen bei der Zahnreinigung in der Zahnarztpraxis mit einer speziellen Messsonde ausgemessen werden, damit die Zwischenräume effektiv gereinigt werden.
Dennoch, so das Fazit von Birgit Hühn, ist ein Wasser-Flosser besser als gar keine Zahnzwischenraum-Reinigung vor dem Zähneputzen. "Für viele mag es ein Einstieg in die Zwischenzahnreinigung sein", so die Erfahrung der Expertin.
Ein Vorteil der Water-Flosser ist die leichtere Anwendbarkeit im Vergleich zur Zahnseide. Und da Zahnzwischenraum-Reinigung elementar wichtig ist, um Karies und Parodontitis vorzubeugen, eignen sich Water-Flosser für alle, die zu ungeschickt für Zahnseide sind (bzw. zu faul, um den Umgang damit zu erlernen) und zu ungeduldig, um Zahnzwischenraum für Zahnzwischenraum mit dem jeweils passenden Interdentalbürstchen zu reinigen – was allerdings die wirksamste Reinigungs-Variante wäre.
Wann und wie oft sollte ich einen Water-Flosser anwenden?
"Um die 30 Prozent im Zahnzwischenraum zu erreichen, ist es sinnvoll, mindestens 1x täglich die Munddusche zu verwenden", rät Hühn, "Vor dem Zähneputzen bietet sich die Munddusche an, da man so schon mal die Nischen freigeräumt hat."
Wenn du dich für einen Water-Flosser entscheidest, solltest du dich vorher in einer Zahnarztpraxis daran schulen lassen (Viele Krankenkassen bezahlen einen Zuschuss zu einer professionellen Zahnreinigung). Träger von festen Zahnklammern profitieren am meisten von Water-Flossern, grundsätzlich und vor allem bei Zahnfleischproblemen sind jedoch Interdentalbürstchen zur Zahnzwischenraumpflege Goldstandard.
Erwähnte Quellen:
Amita Gorur et al.: Biofilm removal with a dental water jet, in: National Library of Medicine, 2009 (LINK)
Naresh C. Sharma: Effect of a dental water jet with orthodontic tip on plaque and bleeding in adolescent patients with fixed orthodontic appliances, 2008 (LINK)
Britta Magnuson et al.: Comparison of the effect of two interdental cleaning devices around implants on the reduction of bleeding: a 30-day randomized clinical trial, in: National Library of Medicine, 2013 (LINK)